Album der Woche: «Easy Sleep» von Leoni Leoni

«Easy Sleep» von Leoni Leoni

Inzwischen könnte man meinen, man lebe in der Schweiz in einer regelrechten Dream-Pop-Hochburg. Zugegebenermassen, dafür muss man seinen Dream-Pop-Begriff ein klein wenig dehnen und weniger auf Reminiszenzen an Cocteau Twins oder Beach House hören, sondern eher auf die Art, wie Auflösung, und Abstraktion im Vordergrund stehen, wie Konturen verschwimmen, wie die Musik selten auf den Punkt kommt und öfter darum kreist. Genau solche Qualitäten sind es, die Projekte und Künstler*innen wie Kush K, Luce, Suicide Salmon, Bitter Moon, Little Fellow, Odd Beholder, Casanora oder Bleu Roi verbindet – um nur ein paar Namen zu nennen, die in den letzten Monaten neue Musik rausgebracht haben. Und wenn man sich mal darauf zu achten beginnt, hört man relativ schnell auch Spuren davon bei Jeans for Jesus, Haubi Songs, One Sentence. Supervisor oder Magda Drosz.

Bei Easy Sleep, dem neuen (Mini-)Album der Berner Künstlerin Leoni Leoni, muss man nicht lange danach suchen. Der Schlaf steht schon im Titel geschrieben und auch auf die Lieder und Momentaufnahmen, die darauf zu hören sind, wirkt der Schlaf wie die Schwerkraft. Nicht, dass sich alles in Bandrauschen und Hall verlieren würde: Leonis Stimme und die Begleitung alt-futuristisch klingender Digital-Synthies geben beim Hören mehr Halt, als man zunächst vermuten würde; im Kern zeigt sich auch immer wieder solides Songwriting und ein Instinkt für klassische Melodien. Schliesslich ist man doch dort angekommen, wo Beschreibungen von Dream-Pop oft anfangen, nämlich mit dem Vergleich, dass er am ehesten nach der Erinnerung an Musik klingt.

Ausgewählt von Simeon Thompson

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Auf Sendung: Musik à Gogo 02:00 - 12:00
Danach: High Noon mit Ale und Britta 12:00 - 13:30