Die Kanon der Musik

Die Kanon der Musik

Anna Serra und Yael Textor, Musikkennerin bzw. -fänin, werfen einen Blick auf vergessene, ignorierte oder auch gefeierte Komponistinnen der Musikgeschichte. Sie präsentieren ihre Recherche in Form eines ABCs oder eben als weibliche Kanon der Komposition.

A wie Augusta Holmès

In der ersten Folge des Podcasts sprechen Anna Serra und Yael Textor über die Komponistin Augusta Holmès (1847-1903). Sie lebte als adlige, finanziell unabhängige Musikerin in Paris. Als sperrig, willensstark und extrem wurde sie beschrieben – huldigte Wagner, lebte in wilder Ehe und schrieb die offizielle «Ode Triomphale» zum Jahrestag der Revolution. Ihr Werk beinhaltet die als «unweiblich» geltenden Opern sowie sinfonische Dichtungen.

Als Hörbeispiel empfehlen wir die sinfonische Dichtung «Andromède» (1883).


B wie Louise Bertin

Louise Bertin (1805-1877) war nicht nur Komponistin sondern auch Dichterin und Malerin. Sie lebte in den bewegten Jahren der revolutionären Grande Nation und arbeitete mit Grössen wie Berlioz, Hugo oder Liszt. Ihre musikalische Karriere nahm Schaden an der politischen Ausrichtung ihrer Verwandten. Sie liess sich in ihrem Schaffen aber weder von Ränkeschmieden noch von den Folgen ihrer Polioerkrankung einschränken.

Als Hörbeispiel empfehlen wir die Oper «La Esmeralda»


C wie Clara Schumann

Clara Schumann (1819-1896) ist eine der bekanntesten Komponistinnen überhaupt. Lange kannte man sie hauptsächlich wegen ihrer Ehe mit Robert Schumann und ihrer späterer Freundschaft respektive Liebschaft mit Brahms und Kirchner. Aber seit einiger Zeit wird auch ihr umfassendes Werk gespielt, verlegt und aufgeführt. Wir beleuchten in dieser Folge ihr Leben und Schaffen.

Passend zur Folge empfehlen wir den dritten Satz aus den drei Romanzen, Op. 21 (1853)


D wie Hélène de Montgeroult

Hélène de Montgeroult (1764-1836) war eine umtriebige Komponistin und Pianistin, die ein unglaublich ereignisreiches Leben führte. Sie wurde fast zur Guillotine geschickt, war die erste Professorin bei der Neugründung des Conservatoire de Paris und hat mit ihren Salons die Oberschicht von Paris aufgewühlt.

Wir empfehlen als Hörbeispiel die Klaviersonate in G-Moll Op. 2.


E wie Emilie Mayer

Emilie Mayer (1812-1883) war eine der grossen deutschen Komponistinnen. Sie war zu ihrer Zeit hochgefeiert und hinterliess ein grosses Werk, das allerdings nach ihrem Tod in Vergessenheit geriet. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde sie wiederentdeckt.

Wir empfehlen als Hörbeispiel die Symphonie Nr. 1 in C-Moll (ca. 1847)


F wie Louise Farrenc

Louise Farrenc (1804-1875) war einzigartig in ihrem musikalischen Schaffen im Frankreich ihrer Zeit. Wir erklären, wieso und beleuchten auch ihre umfassende musikwissenschaftliche Tätigkeit.

Zum Hören empfehlen wir die 3. Symphonie, Op. 36


G wie Sofia Gubaidulina

Sofia Gubaidulina (*1931) ist die wohl bekannteste Komponistin der Gegenwart. In dieser Folge erzählen wir von ihrem Leben und Schaffen.

Wir empfehlen als Hörbeispiel das Offertorium Konzert für Violine und Orchester.


H wie Fanny Hensel

Fanny Hensel (1805-1847), geborene Mendelssohn, stand ihrem berühmten Bruder in nichts nach – ausser in der Unterstützung der Familie. Sie begann ihre Kompositionen erst zu veröffentlichen, als sie durch ihre Heirat an Freiheit und Unterstützung gewann. Erst seit einigen Jahrzehnten wird ihr Werk erforscht.

Wir empfehlen als Hörbeispiel den zweiten Satz des Streichquartetts in Es-Dur.


I wie Ilse Fromm-Michaels

Ilse Fromm-Michaels (1888-1986) begann ihre Kompositionskarriere mit leichten, zum Teil humorvollen Stücken. Das Zeitgeschehen aber veränderte ihren Stil und Zugang zur Musik ganz grundsätzlich.

Wir empfehlen als Hörbeispiel den Langsamen Walzer.


J wie Julia Perry

Julia Perry (1924-1979) ist in Europa praktisch unbekannt. Leider. Ihre Karriere als afroamerikanische Komponistin, die in Europa studierte und Gelerntes als auch Gelebtes in ihre Musik einfliessen liess, war einzigartig.

Wir empfehlen als Hörbeispiel das Stabat Mater.


K wie Vítězslava Kaprálová

Vítězslava Kaprálová (1915-1940) war ein aufsteigender Stern am europäischen Musikhimmel als sie mit 25 starb. Im tschechischen Brünn in eine musikalische Familie hineingeboren, begann sie schon früh ihre Ausbildung und komponierte eifrig ihr ganzes Leben lang. Mit ihrerVojenská symfonieta (Militärsinfonietta) gewann sie den renommierten Smetanapreis und dirigierte selbst 1938 das BBC-Orchestra, welches mit diesem Werk das Festival der International Society for Contemporary Music eröffnete.

Wir empfehlen als Hörbeispiel die Vojenská symfonietta, Op. 11 von 1937.


L wie Lili Boulanger

Lili Boulanger (1893-1918) war die jüngere Hälfte des bekanntesten Schwesternpaars der Kompositionsgeschichte. Zeitlebens mit schlechter Gesundheit geschlagen, konnte sie selbst als Kind keinen musikalischen Unterricht nehmen. Sie sog aber alles in sich auf bei den Lektionen ihrer älteren Schwester Nadia und überflügelte diese bald in Sachen Bekanntheit. Sie gewann als erste Frau den begehrten Rompreis und hinterliess durch ihren Schöpfungseifer ein beträchtliches Werk, als sie 24-jährig starb. Heute ist sie eine der meistaufgeführtesten französischen Komponistinnen überhaupt.

Wir empfehlen als Hörbeispiel die Hymne au soleil von 1912.


Auf Sendung: Musik à Gogo 14:00 - 17:00
Danach: Panoramazug 17:00 - 18:00