Album der Woche: «Souvenirs» von Emahoy Tsege Mariam Gebru
«Souvenirs» von Emahoy Tsege Mariam Gebru
Ohne Wissen über den Kontext dieser Ausnahmen, könnte man schwer einordnen, woher Souvenirs kommt. Eine reine Stimme, ein verstimmtes Klavier, eine schlichte Aufnahme auf Kassette und Kompositionen, aus denen gleichermassen Trauer und Zuversicht spricht: Nichts weniger als zeitlose Musik. Dabei gibt es einen sehr genauen Kontext, in dem diese Musik entstanden ist: Die äthiopische Komponistin Emajoy Tsege Mariam Gebru genoss zwischen den Weltkriegen eine klassische (konkret: westliche) Ausbildung, lebte jedoch vor allem als Nonne; ihre Klavierkompositionen bekamen erst Anfang dieses Jahrhunderts eine grössere Plattform. Erst nach ihrem Tod 2023 kamen die Heimaufnahmen ans Licht, aus denen sich Souvenirs zusammensetzt: Man hört sie hier zum ersten Mal als Sängerin, deren Lieder um Heimweh und Exil kreisen, Erfahrungen, die ihr Leben mehrmals tief geprägt haben. Die Tonbänder begleiteten Mariam Gebru denn auch tatsächlich als Angedenken während Jahren des Exils, doch hatte sie vor ihrem Tod den Wunsch geäussert, dass sie einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Womit wir bei diesem Archiv-Release sind, wie wir ihn nur selten erleben.