Album der Woche: «The Passionate Ones» von Nourished by Time

Wer im Sommer 2024 früh genug an einem Montagabend auf der Steinberggasse gestanden ist, konnte eine mittlere – und etwas unwahrscheinliche – Sensation erleben: Marcus Elliot Brown aka Nourished by Time, alleine auf der grossen Bühne, nur mit einem Keyboard und einem Ventilator ausgestattet, im denkbar ungünstigsten Slot auf der MFW-Hauptbühne. Sah er etwas verloren aus? Vielleicht schon, aber das gehört auch ein Stück weit dazu. Nourished by Time wird seit seinem Debütalbum gehyped, was das Zeug hält, aber klanglich ist das Projekt von einer ausgeprägten awkwardness geprägt. Die offensichtlichen Prince-Anleihen täuschen kaum darüber hinweg, dass das Projekt eher wie ein verlorenes Juwel aus der quirligen Private-Press-Subkultur klingt: voller Überzeugung und irgendwie schief, zuhause in einer verzogenen Parallelwelt zur Poplandschaft. Umso höher ist es Brown anzurechnen, wenn er auf The Passionate Ones, seinem ersten Album für die Hype-Spezis bei XL Recordings, einfach weiterhin unbeirrt sein Ding macht.

Ausgewählt von Simeon Thompson