Album der Woche: «Ripped and Torn» von Lifeguard

Seit wann genau wird Indie Rock für tot erklärt? Sein Idealismus hält längstens nicht mehr Stand, musikalisch hat er sich schrittweise von jeder Relevanz entfernt. Die letzte richtig erfolgreiche Indie-Band, die mir spontan in den Sinn kommt, hat sich als Witz gegründet, als wäre es klar: Heutzutage kann das wohl niemand ernst meinen.

Lifeguard aus Chicago meinen es ernst. Schon als Highschoolschüler waren sie tragende Pfeiler einer regelrechten Community, die sich an Vorbilder von NEU! bis Sonic Youth orientierten – kurz: an den klassischen Indie-Kanon. Ein gefundenes Fressen für den Musikjournalismus, klar, aber die Musik von Bands wie Lifeguard oder Horsegirl überzeugte von Beginn an weniger mit ihren Referenzen als mit einer unüberhörbaren Dringlichkeit.

Auf Ripped and Torn, ihrem ersten Album für die Indie-Institution Matador Records, spitzen Lifeguard ihre ohnehin kantige Ästhetik nochmals zu. Im Kern steht eine unwahrscheinliche Kreuzung von Noise-Rock und Power-Pop, möglichst konzis geliefert, aber die Band nimmt auch Raum für Experimente. Es entsteht der widersprüchliche Eindruck, Lifeguard würden mit fast ausschliesslich klassischen Mitteln etwas Bahnbrechendes schaffen.

Ausgewählt von Simeon Thompson

Auf Sendung: Musik à Gogo 04:00 - 14:00
Danach: Hits i de Hitz! 14:00 - 16:00